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Brutalist-Regisseur weist auf die Lohnungleichheit in Hollywood hin

«Ich habe seit Jahren nichts verdient»: «The Brutalist»-Regisseur lebt am Existenzminimum

18.02.2025, 20:4218.02.2025, 20:42
Hendrik Busch / watson.de
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Mehr denn je gilt es in Hollywood derzeit, den schönen Schein aufrechtzuerhalten. Die verheerenden Brände rund um die kalifornische Metropole Los Angeles sind gerade erst gelöscht, tausende Menschen verloren ihre Existenz.

Gleichzeitig wird zu dieser Jahreszeit in Hollywood so viel gefeiert wie sonst nie. Es ist Award-Season: Jedes Wochenende findet eine neue Preisverleihung statt, bevor Anfang März die Oscars vergeben werden. Die Filmwelt präsentiert sich von ihrer glamourösesten Seite. Alle putzen sich heraus.

Viele der schicken Anzüge und Kleider dürften geliehen sein. Denn Tatsache ist: Schon vor den Bränden konnten sich grosse Teile der Filmindustrie das Leben in Los Angeles nicht (mehr) leisten. Darauf wirft mit Brady Corbet nun einer der prominentesten Teilnehmer der Oscar-Saison ein grelles Schlaglicht.

Oscar-Favorit Brady Corbet verdient mit seinen Filmen kein Geld

Brady Corbet geht mit seinem Migrations-Epos «The Brutalist» ins Rennen um den Oscar für den Besten Film. Insgesamt erhielt das Werk zehn Nominierungen für eine der goldenen Trophäen. Der 36-Jährige ist ein Independent-Filmemacher, er dreht seine Filme nicht für eines der mächtigen Studios und geht so bei seinen Arbeiten ein grösseres finanzielles Risiko ein.

Brady Corbet poses with the award for best director for "The Brutalist" at the 78th British Academy Film Awards, BAFTA's, in London, Sunday, Feb. 16, 2025. (Photo by Joel C Ryan/Invisio ...
Brady Corbet gewann am Sonntag den englischen Filmpreis BAFTA als bester Regisseur. Auch bei den Oscars hat sein Film «The Brutalist» gute Chancen.Bild: keystone

Mit dem Comedian Marc Maron sprach der Regisseur über seine aktuelle wirtschaftliche Situation. Er und seine Partnerin Mona Fastvold hätten mit ihren «letzten beiden Filmen, die wir gemacht haben, null Dollar verdient», zitiert ihn der «Hollywood Reporter». Auf Nachfrage bekräftigt der Regisseur:

«Ja, tatsächlich null. Wir mussten sozusagen von einem drei Jahren alten Gehaltsscheck leben.»

Erschwerend kommt hinzu: Bei der Pressetour für «The Brutalist», die nun seit sechs Monaten läuft, leiste er quasi sieben Tage die Woche unbezahlte Arbeit. Freie Tage kann er sich kaum leisten. Stattdessen muss er sich mit kleineren Regie-Gigs über Wasser halten:

«Ich habe gerade drei Werbespots in Portugal gedreht. Das war das erste Mal seit Jahren, dass ich Geld verdient habe.»

Brady Corbet ist mit diesem Problem nicht allein, auch nicht im Teilnehmerfeld der Oscars. «Ich habe mit vielen Filmemachern gesprochen, deren Filme dieses Jahr nominiert sind und die ihre Miete nicht bezahlen können. Ich meine, das ist ein echtes Problem.»

Erfolgreiche und gefeierte Filmschaffende, die am Existenzminimum leben: Wie kann das eigentlich sein?

Brady Corbet steht beispielhaft für das «arme Hollywood»

Die Milliarden sprudeln zwar, wenn auch auf rückläufigem Niveau, aber der nordamerikanischen Branche geht es seit Jahren schlecht. Das System ist fehlerhaft.

Durch die Streaming-Revolution verloren Schauspielende und Autoren die Aussicht auf die wichtigen Tantiemen, die nur bei Fernsehausstrahlungen ausgeschüttet werden.

Ohnehin sickert von den enormen Profiten, die die nordamerikanische Film- und TV-Industrie noch immer erwirtschaftet, zu wenig zum unteren Drittel der Industrie durch: den etwas unbekannteren Schauspielern, den Arthouse-Regisseurinnen, den Gewerken, also den Kameraleuten und so weiter. Studio-Bosse wie Warner Discoverys CEO David Zaslav erhalten hingegen hohe Millionen-Gehälter.

Von den Filmschaffenden selbst wird nur das oberste Prozent wirklich reich. 2022 beschwerte sich die damals schon gut beschäftigte Schauspielerin Sydney Sweeney («Euphoria») über ihre – relativ gesehen – geringen Einnahmen. Eine Karrierepause könne sie sich nicht leisten.

Das sind die realen Verhältnisse und auf diese Probleme wies die gesamte Branche vorletztes Jahr bei ihrem Doppelstreik hin, der die Industrie erschütterte. Aber auch nachhaltig veränderte? Die Studios blieben stur. Die Streikenden fuhren nur kleinere Feldgewinne ein. Es ging vor allem darum, das zu behalten, was man gerade noch besitzt.

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